0367/XXI Umbenennung der Carossastraße in Minna-Villain-Straße prüfen

Die Bezirksverordnetenversammlung Spandau wolle beschließen:

Das Bezirksamt wird beauftragt zu prüfen, ob die Carossastraße in Minna-Villain Straße umbenannt werden kann.

Begründung:

Infolge der Recherchen engagierter Bürgerinnen und Bürger gegen das Vergessen in Hakenfelde hat ein Umdenken im Bezug auf die öffentliche Würdigung von Hans Carossa stattgefunden. Die Investoren des Gebietes am Maselakepark haben vom Namen „Carossaquartier“ Abstand genommen. Daher sollte auch der Name Carossastraße gleich mit abgeräumt werden. Hans Carossa hat vom Naziregime profitiert und höchst fragwürdige Ansichten zur Shoa geäußert. Sein Bezug zu Spandau ist nicht existent, sein literarisches Schaffen vergessen. Daher sollte auch die Carossastraße, in der (noch) niemand wohnt, zügig umbenannt werden.

Für den neuen Namen der Carossastraße soll ein Name gewählt werden, der einen Bezug zum ehemaligen Luftfahrtgerätewerk (LGW, heute Neubauprojekt Havelufer Quartier) hat, auf dem der Siemens-Konzern während der NS-Zeit Zwangsarbeit verrichten ließ. Mit dem Namen (am besten weiblich) soll an diese Zeit und ihre Opfer erinnert werden.

Minna Villain (* 18.11.1891, † 5.5.1942 im KZ Ravensbrück) war eine deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und sammelte nach der Machtergreifung junge Menschen um sich, die sie in der Opposition gegen das NS-Regime stärkte. 1937-39 war sie als „Stanzerin“ in den Siemens-Schuckertwerken in Berlin-Siemensstadt tätig und dort Mitglied einer Widerstandsgruppe, der später auch Herbert und Marianne Baum angehörten. Am 22. Februar 1939 wurde sie verhaftet und ohne Prozess ins KZ Ravensbrück verbracht. Auch dort setzte sie ihr antifaschistisches Engagement fort. Villain starb 1942 infolge der schlechten Haftbedingungen.

Villain war Mitglied der SPD. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) schlug sie bereits 1996 für eine Ehrung vor. Sie hat einen direkten Bezug zu Spandau und Siemens. Bisher gibt es unserer Kenntnis nach keine Form des Gedenkens an sie im öffentlichen Raum in Berlin. Mit dem Gedenken an Minna Villain kann repräsentativ allen Opfern der Zwangsarbeit bei Siemens in Spandau gedacht werden.